Kinder mit Leukodystrophien sind einfach liebenswert und geben einem so viel Freude und Kraft zurück durch ihre fröhliche und oft schelmische Art. Sie sind wahre Herzensöffner.

Lena Meschede


Morbus Canavan

Author: Prof. Dr. Alfried Kohlschütter (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)

Die Canavan-Krankheit ist eine Leukodystrophie

Bei Leukodystrophien wird die weißliche Myelinschicht (Leuko = weiß) um die die Nerven herum, die auch Markscheide genannt wird und der elektrischen Isolierung dient, zerstört (dystroph). Normalerweise werden die Markscheiden durch Stoffwechselvorgänge in Zellen des Nervensystems funktionstüchtig erhalten. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass die Nervenzellen untereinander und mit anderen Organen kommunizieren können.

Was ist die Ursache der Canavan-Krankheit?

Bei der Canavan-Krankheit besteht aufgrund eines erblichen Defekts eine Stoffwechselstörung durch Fehlen eines Enzyms, der Aspartoacylase. Der Fehler bewirkt, dass der von Nervenzellen hergestellte Stoff N-Acetyl-Aspartat (NAA) nicht abgebaut werden kann und sich stark im Gewebe anhäuft. Dadurch wird das Myelin schwammig verändert und zerfällt, die elektrischen Verbindungen zwischen den Nervenzellen funktionieren nicht mehr.

Was bedeutet Erblichkeit bei der Canavan-Krankheit?

Der Fehler im Gen ist erblich (autosomal rezessive Vererbungsweise). Beide Eltern eines Patienten tragen den Erbfehler in „verdeckter“ Weise. Sie werden selbst nicht krank, da unsere Erbanlagen doppelt vorhanden sind und neben dem fehlerhaften Gen auch ein gesundes Gen vorliegt, das für einen normalen Stoffwechsel der Markscheiden sorgt. Gesunde Geschwister von Patienten können Überträger der Krankheit sein. Eine genetische Familienberatung ist wichtig, eine Pränataldiagnostik ist möglich.

So eine Diagnose verändert das ganze Familienleben. Es ist daher wichtig, mit seinen Fragen und Ängsten nicht allein zu sein, sondern, sich untereinander auszutauschen und sich Rat zu holen und Erfahrungen weiterzugeben.

Stephan Hübscher

Wie verläuft die Krankheit?

 

Die meisten betroffenen Kinder fallen zwischen dem 3. und dem 5. Lebensmonat auf, wenn erste Meilensteine der Entwicklung nicht erreicht werden. Einige Kinder erlernen nie das Halten des Kopfes, andere erreichen diese Fähigkeit, aber verlieren sie später wieder. Sitzen oder Laufen werden meist nicht erreicht. Typisch sind ein vergrößerter Kopf, Blindheit, manchmal Taubheit, eine allgemeine Schwäche mit zu niedriger und später zu hoher Muskelspannung (Spastik), Krampfanfälle, Schluckschwierigkeiten und Tod im Kindes- oder Jugendalter.

 

Wie wird die Canavan-Krankheit diagnostiziert?

Das Vorliegen einer Form von Leukodystrophie wird meist auf Kernspinaufnahmen des Gehirns erkannt, wo man ausgedehnte Veränderungen der weißen Gehirnsubstanz sieht. Die Diagnose wird durch den Nachweis des erhöhten Gehalts des Körpers an N-Acetyl-Aspartat (NAA) gestellt, entweder durch Untersuchung des Urins oder durch MR-Spektroskopie des Gehirns. Sie kann durch den Nachweis von Mutationen im ASPA-Gen bestätigt werden.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

 

Da es bisher keine nachgewiesen erfolgreiche Therapie für den Morbus Canavan gibt, bleiben vorerst nur symptomatische Maßnahmen. Darunter fallen Sondenernährung, Behandlung von Krampfanfällen und physiotherapeutische Maßnahmen. In Tierversuchen sind teilweise vielversprechende experimentelle Therapiemethoden in Erprobung. Hierzu gehören Gentherapien und verschiedene pharmakologische Verfahren (z.B. mit Lithium oder Azetat). Im Sommer 2022 hat BridgeBio Daten aus einer Gentherapie-Studie veröffentlicht: Erste Ergebnisse für zwei Teilnehmer zeigen beispiellose Abnahmen von N-Acetylaspartat (NAA) im Gehirn und im Urin, was darauf hindeutet, dass die Therapie ein funktionelles ASPA-Enzym produziert. Bei Erfolg könnte die Gentherapie von BridgeBio die erste therapeutische Option für (sehr junge) Kinder sein. Weitere Studienergebnisse und Langzeitergebnisse bleiben abzuwarten.

Mehr Infos hier: https://bridgebio.com/…/bridgebio-pharma-announces…/…

Was Sie selbst tun können

Machen Sie sich zum Spezialisten für das, was Ihrem Kind gut tut und seien Sie kritisch gegenüber wohlgemeinten Vorschlägen von Unwissenden. Suchen Sie sich einen Kinderarzt, zu dem sie Vertrauen haben, auch wenn er kein Fachmann für diese seltene Krankheit ist. Er sollte bereit sein, sich mit einem spezialisierten Zentrum in Verbindung zu setzen. Sinnvoll ist die regelmäßige Vorstellung und Beobachtung der Entwicklung des Kindes in einem spezialisierten Zentrum durch einen Neuropädiater.

Sabine Hübscher, Ansprechpartnerin für Morbus Canavan

Egal ob sie gerade eine Diagnose bekommen haben, ihr Kind schon älter ist oder ob sie aus einem anderen Grund Fragen zu Morbus Canacan haben, sie können mich jeder Zeit kontaktieren. Sie können auch ihre Kontaktdaten hinterlassen und ich melde mich sehr gerne bei ihnen.

Telefon 04637 963563
Email: ed.veale@rehcsbeuh