Beim ELA Treffen andere Familien kennenzulernen, wissen, dass man den schweren Weg nicht alleine geht, hat mir sehr geholfen, mit der Diagnose meines Sohnes umzugehen. Die Möglichkeit für einen Austausch ist sehr wichtig und man fühlt sich endlich verstanden. Danke ELA!

Marianne Bal


4H-Syndrom

Dr. Nicole Wolf, VUmc Amsterdam

Wofür steht der Name “4H-Syndrom”?

4H-Syndrom ist eine Abkürzung und steht für „Hypomyelinisierung, hypogonadotroper Hypogonadismus und Hypodontie. Hypomyelinisierung bedeutet, dass Myelin im Zentralnervensystem fehlt. Bei einem hypogonadotropen Hypogonadismus findet keine Pubertätsentwicklung statt, weil das Zentralnervensystem diese nicht richtig steuert. Hypodontie heißt, dass einige Zähne fehlen. Das 4H-Syndrom ist eine genetische Erkrankung mit autosomal-rezessiver Vererbung. Das bedeutet, dass die Eltern selbst gesund sind, aber jeweils eine defekte Kopie des verantwortlichen Gens tragen. Wenn ein Kind beide defekten Kopien erbt, ist es erkrankt.

Wodurch wird das 4H-Syndrom verursacht?

Das 4H-Syndrom ist eine genetische Erkrankung. Die Ursache sind autosomal rezessive Mutationen in einem von 3 Genen, POLR3A, POLR3B und POLR1C. Autosomal rezessiv bedeutet, dass beide Eltern gesunde Überträger sind. Das Wiederholungsrisiko für eine weitere Schwangerschaft beträgt 25% (1 auf 4 Kinder).

Wie wird die Diagnose „4H-Syndrom“ gestellt?

Die Diagnose „4H-Syndrom“ basiert auf den klinischen Symptomen: besonders wichtig sind Ataxie und verzögerter Zahndurchbruch (Dentition) und/oder Hypodontie, zusammen mit bestimmten MRT-Veränderungen. Das MRT zeigt eine Hypomyelinisierung (im Gehirn fehlt das Myelin größtenteils) und eine Kleinhirnatrophie (das Kleinhirn wird über die Zeit kleiner).

Für uns ist ELA wichtig, denn zusammen sind wir einfach stärker!

Monika Otto

Welche Symptome treten beim 4H-Syndrom auf?

Bei Geburt und währende des ersten Lebensjahres wirkt ein Kind mit 4H-Syndrom meist unauffällig. Symptome werden in der Regel während des zweiten Lebensjahres offensichtlich; es gibt auch einige Patienten mit normaler Kindheit und ersten Symptomen erst nach dem Alter von 10 Jahren.

Neurologische Symptome umfassen:

• Bei manchen Kindern wird der Meilenstein des freien Laufens verzögert erreicht, manche erlernen das freie Laufen nicht.

• Früh beginnende Ataxie (Probleme mit Gleichgewicht und Feinmotorik)

• Verschlechterung der Ataxie bei Infekten mit kompletter oder teilweiser langsamer Erholung

• Verschlechterung der Ataxie über die Zeit Dysarthrie (schwierig verständliche Sprache)

• Später Entwicklung einer Spastizität (steife Muskeln und eingeschränkte Bewegungen)

• Anfälle (dies ist ein sehr seltenes Symptom)

Andere Symptome:

• Schon bei Geburt haben manche Kinder ein paar Zähne (diese werden auch Hexenzähne genannt)

• Die Dentition (der Zahndurchbruch) ist verzögert, und die ersten Zähne, die kommen, sind die Milchmolaren (ersten Backenzähne), nicht die Schneidezähne wie sonst. Die oberen mittleren Schneidezähne kommen erst spät, oft erst nach dem Alter von 6 Jahren. Manche Zähne, vor allem die bleibenden Zähne, fehlen (Hypodontie) oder haben eine ungewöhnliche Form.

• Die Pubertätsentwicklung kommt nicht in Gang.

• In der Kindheit kann sich die Wachstumsgeschwindigkeit verlangsamen, so dass ein Kleinwuchs entsteht.

• Myopie (Kurzsichtigkeit) ist sehr häufig, regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt sind wichtig.

Wie behandelt man das 4H-Syndrom?

Leider gibt es noch keine Therapie für das 4H-Syndrom; die Behandlung ist supportiv.

Ist für diese Erkrankung eine pränatale Diagnostik möglich? Ja, wenn der Gendefekt beim Patienten bekannt ist, ist auch eine pränatale (vorgeburtliche) Diagnostik möglich.

Wird über das 4H-Syndrom geforscht, so dass Diagnose und Therapie verbessert werden können? Bevor über Behandlungsmöglichkeiten nachgedacht werden kann, müssen wir die genetische Basis der Erkrankung aufklären. Hierzu müssen wir so viele Familien wie möglich systematisch untersucht werden. Wir forschen zusammen mit Kollegen aus Kanada und den USA an der Entstehung und möglichen Therapie der Erkrankung.

Andere Namen für das 4H-Syndrom

• Ataxia, Hypodontie and hypomyelination (AHH)

• Ataxia, delayed dentition and hypomyelination (ADDH)

• Tremor, ataxia and central hypomyelination (TACH)

• Hypomyelinisierende Leukodystrophie Typ 7

Was Sie selbst tun können

Machen Sie sich zum Spezialisten für das, was Ihrem Kind guttut und seien Sie kritisch gegenüber wohlgemeinten Vorschlägen von Unwissenden. Suchen Sie sich einen Kinderarzt, zu dem sie Vertrauen haben, auch wenn er kein Fachmann für diese seltene Krankheit ist. Er sollte bereit sein, sich mit einem spezialisierten Zentrum in Verbindung zu setzen. Sinnvoll ist die regelmäßige Vorstellung und Beobachtung der Entwicklung des Kindes in einem spezialisierten Zentrum durch einen Neuropädiater.

Monika Otto, Ansprechpartner für 4H-Syndrom

Egal ob sie gerade eine Diagnose bekommen haben, ihr Kind schon älter ist oder ob sie aus einem anderen Grund Fragen zum 4H-Syndrom haben, sie können mich jeder Zeit kontaktieren. Sie können auch ihre Kontaktdaten hinterlassen und ich melde mich sehr gerne bei ihnen.

Telefon 0163-6615779
Email: ed.veale@otto.akinom